J. C. Ryle: Der gefallene Mensch

Schätze der Gnade 18

Soll ich euch verraten, was mich am meisten davon überzeugt, dass der Mensch eine gefallene und verdorbene Kreatur ist?

Es sind nicht die schlechten Angewohnheiten der Menschen.

Es ist auch nicht der hemmungslose Überkonsum.

Es liegt nicht an den überfüllten Bierschenken.

Es liegt auch nicht an dem Mörder im Gefängnis.

Nicht einmal der eingestandene Treuebruch oder der verabscheuungswürdige Götzendienst lässt mich darauf schließen.

All diese Dinge bestätigen nur, dass der Mensch gefallen ist. Ausschlaggebend ist meiner Ansicht nach – der weitverbreitete „Geist des Schlummerns“, Menschen unterliegen ihm in Ketten. Wenn ich sehe wie unzählige Menschen, seien sie einfühlsam, intelligent oder ordentlich – sich langsam zum Grab hinbewegen und dabei nicht einmal Sorge über ihre Sünden tragen, dann habe ich genügend Beweise dafür, dass der Mensch „in Sünde geboren ist“ und Gott entfremdet. Man kann dieser Schlussfolgerung nicht entkommen.

Der Mensch schläft von Geburt an – und muss aufgeweckt werden.
Er ist blind – und muss sehend gemacht werden.
Er ist tot – und muss zum Leben erweckt werden.

Kein Herz ist in einem schlimmeren Zustand, als das Herz, dass kein Gespür für die Sünde hat!

Licht ist das Erste was Gott schuf. Als Er die Welt schuf, sprach Er: „Es werde Licht.“ (1. Mose 1:3) Auf die gleiche Art und Weise, wenn ein Mensch erweckt, bekehrt und ein wahrhaftiger Christ gemacht wird, schafft der Heilige Geist Licht im Herzen eines Menschen.  (2. Korinther 4:6)

Wenn Menschen ihre Sünde nicht erkennen – dann werden sie auch die Errettung nicht wertschätzen. Doch sobald ein Mensch in sein eigenes Herz schauen kann, dann wird er anfangen zu weinen und sagen: „Gott, sei mir Sünder gnädig!“

Unseren Geistlich-kranken-Zustand zu erkennen – ist ein Schritt in die richtige Richtung. Wenn man das Gespür bekommt, man wäre schlecht, böse und verdiene die Hölle – dann fängt man an wirklich heilig zu werden.

Demütigt sich ein Mensch in Sack und Asche und schreit auf: „Herr, ich bin schäbig! Herr, ich bin der schlimmste Sünder!“, dann ist es tausendmal besser, obwohl er sich miserabel fühlt, als überhaupt nichts zu empfinden. Alles ist besser als ein totes Gewissen, ein eiskaltes Herz oder eine gebetslose Zunge zu haben!

Das Selbst [Fleisch] und die Sünde zu verleugnen, ist die Wurzel allen Unheils der Seele.

Quelle: Grace Gems 06.16
Übersetzung: TheologiaDE.blog

Westminster Bekenntnis – Kapitel 6: Vom Fall des Menschen, der Sünde und deren Strafe

Das Westminster Bekenntnis aus dem Jahre 1647 in Deutsch vorgelesen.

Artikel 1: Der Sündenfall (0:16)
Artikel 2: Die Folgen des Sündenfalls (0:38)
Artikel 3: Erbsünde durch Abstammung (0:55)
Artikel 4: Die Erbsünde führt zu den einzelnen Sünden (1:17)
Artikel 5: Der Christ wird in diesem Leben nicht sündlos (1:38)
Artikel 6: Die gerechte Strafe für die Sünde (2:02)

R. C. Sproul: Wie Sündhaft ist der Mensch?

Stelle dir einen Kreis vor. Dieser Kreis repräsentiert den Charakter des Menschen. Jedes Mal, wenn ein Mensch Sündigt taucht ein Fleck – eine Art moralischer Schandfleck – in diesem Kreis auf, welcher den Charakter des Menschen ruiniert. Sobald weitere Sünden erfolgen tauchen mehr Schandflecken in diesem Kreis auf. Wenn Sünden sich also weiterhin vermehren, dann wird der Kreis irgendwann vollständig mit Flecken und Makel gefüllt sein. Ist es wirklich schon so weit? Der menschliche Charakter ist offensichtlich mit Sünde befleckt, es geht in dieser Diskussion jedoch um das Ausmaß dieser Beschmutzung. Die Römisch-Katholische Kirche behauptet, dass der Charakter des Menschen nicht vollständig beschmutzt ist und eine kleine Insel an Rechtschaffenheit besitzt. Die protestantischen Reformatoren aus dem 16. Jahrhundert dagegen, bekräftigten die lückenlose Verschmutzung und Verderbtheit des Menschen, welche uns vollkommen korrupt darstellt.

Es gibt einen Haufen an Missverständnissen zu diesem Bekenntnis der Reformatoren. Der Begriff „totale Verderbtheit“, wird in der klassischen, reformierten Theologie verwendet, um die Zwangslage des Menschen zu beschreiben. Menschen tendieren bei der Erwähnung dieses Wortes zusammenzuzucken, weil es eine weiterverbreitete Verwechslung zwischen dem Konzept der totalen Verderbtheit und dem Konzept der äußersten Verderbtheit gibt. Äußerste Verderbtheit würde bedeuten, dass der Mensch so Böse ist, so korrupt, wie er nur sein kann. Ich denke nicht, dass es einen Menschen gibt, der aufs äußerste Verdorben ist, dies ist aber nur wegen der Gnade Gottes und der Kraft seiner allgemeinen Gnade so. So viele Sünden wie wir auch Individuell begangen haben, wir hätten schlimmer sein können. Wir hätten öfters Sündigen können. Wir hätten Sünden begehen können die noch abscheulicher sind. Wir hätten auch eine größere Anzahl an Sünden begehen können. Totale Verderbtheit bedeutet nun nicht, dass der Mensch so schlecht ist, wie man es sich nur vorstellen kann.

Wenn die protestantischen Reformatoren nun von totaler Verderbtheit sprachen, meinten sie, dass die Sünde – ihre Kraft, ihr Einfluss, ihr Trieb – den ganzen Menschen beeinflusst. Unser Körper ist gefallen, unser Herz ist gefallen, unser Verstand ist gefallen – es gibt nichts an uns das die Verwüstung der Sünde entfliehen könnte. Sünde beeinflusst unser Verhalten, unser Gedankenleben, sogar unsere Unterhaltungen. Die ganze Person ist gefallen. Dies ist das wahre Ausmaß unserer Sündhaftigkeit, wenn bei dem Standard und der Norm von Gottes Perfektion und Heiligkeit verurteilt.

From Ligonier Ministries and R.C. Sproul © 2016. Used by permission.
Übersetzung: TheologiaDE.blog