Die Abtötung der Sünde besteht nicht in der Verbesserung einer ruhigen, gelassenen Natur. Manche Menschen genießen aufgrund ihres natürlichen Wesens einige Vorteile, solange sie nicht wie viele andere der Gewalt von unmäßigen Leidenschaften und ungestümen Neigungen ausgesetzt sind. Wenn nun diese Menschen ihre natürliche Veranlagung und das Temperament durch Disziplin, Überlegungen und Vernunft verbessern, so können sie vor sich selbst und anderen als Personen dastehen, welche die Sünde wirklich abgetötet haben. Währenddessen kann aber ihr Herz ein stehender Pfuhl voller Abscheulichkeiten bleiben. Der eine Mensch ist vielleicht sein ganzes Leben weder durch Ärger noch durch Leidenschaften aufgebracht und auch anderen bereitet er keine Schwierigkeiten, wohingegen eine andere Person täglich für sich selbst und für andere ein Problem darstellt. Und doch kann der Letztgenannte mehr dazu beigetragen haben, seine Sünde abzutöten, als der erste. Die Menschen sollen sich nicht bemühen, ihre Abtötung der Sünde durch Dinge zu erreichen, für die ihnen das natürliche Temperament weder Leben noch Vitalität verleiht. Vielmehr sollen ihnen Selbstverleugnung, Unglaube, Neid und andere geistliche Sünden bewusst werden; dann werden sie mehr Einsicht über sich selbst gewinnen.
Aus dem Buch: „Von der Abtötung der Sünde“ von John Owen.
Das Buch ist hier erhältlich: https://www.3lverlag.de/von-der-abtotung-der-sunde.html
Vorlesungen / Tonspuren der Puritaner gibt es hier: http://glaubensgerechtigkeit.de/die-puritaner-buchreihe/